Dies ist unser bisheriges Konzept aus 2022. In Kürze folgt eine aktualisierte, deutlich erweiterte und detailliertere Version.
Nachhaltig Wohnen und Arbeiten
Baugruppe Deichkinder
Unsere Gruppe besteht aus sieben Parteien, davon vier Familien mit kleinen Kindern, zwei Einzelhaushalte und ein Paar mit erwachsenem Kind. Aktuell sind wir 14 Personen zwischen einem Monat und 60 Jahren. Die meisten von uns sind in Hamburg aufgewachsen, andere sind zum Studium oder zur Arbeit dorthin gezogen. Einige leben derzeit im Berliner Exil, planen aber eine Rückkehr nach Hamburg. Der Kern der Gruppe kennt sich seit vielen Jahren, einige bereits seit der Schulzeit, andere haben zusammen in verschiedenen Wohngemeinschaften gelebt. Seit der Entscheidung, ein gemeinsames Projekt zu starten, hat sich die Gruppe um weitere Freund:innen und Eltern von zwei Mitglieder erweitert. Die meisten von uns haben langjährige Erfahrung mit verschiedenen Formen von Wohnprojekten. Einige sind in genossenschaftlich organisierten Gemeinschafts- oder Mehrgenerationenhäusern aufgewachsen, andere wohnen momentan in Wohn- oder Hausgemeinschaften mit befreundeten Familien. Uns alle eint der Wunsch, mit vielen befreundeten Menschen in einem Haus Flächen gemeinsam zu nutzen, sich gegenseitig zu unterstützen und in enger Anbindung und Austausch zur Nachbarschaft zu leben. Wir sind überzeugt, dass eine Baugruppe der richtige Ansatz ist, um diese Form des Zusammenlebens zu gestalten und sozial abzusichern. Viele von uns beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit dem Konzept der Baugruppe. Ein Teil der Gruppe hat sich vor einigen Jahren erfolglos mit der Gruppe „Better Together“ auf Baufelder in der Neuen Mitte Altona und 2012 auf die Schule in der Kleinen Freiheit beworben. Andere waren Teil einer Holzmodulbau Baugruppe, die sich mangels Baugrund irgendwann aufgelöst hat.
Wir wollen auf die Insel
Das geplante Quartier auf der Elbinsel finden wir ideal für einen neuen Anlauf. Einige haben in der Vergangenheit bereits in Wilhelmsburg gewohnt, andere suchen derzeit dort nach Wohnungen. Wir alle schätzen die zentrale Lage mit teils kiezigem, teils dörflichem Charakter zwischen Stadt im Norden und Natur im Süden sowie die Nähe zum Wasser und Hafen. Besonders gefällt uns die geplante familienfreundliche, verkehrsarme und grüne Umgebung zwischen Radwegen, Kanälen und Brücken. Soziokulturell bietet vor allem das Reiherstiegviertel ein lebendiges und diverses Alltagsleben, interessante Projekte, Märkte und Musik. Wir sind überzeugt, dass die neuen Quartiere daran anknüpfen und möchten Teil dieser Entwicklung sein.
Wir wollen gemeinschaftlich und generationsübergreifend wohnen, …
Wir wollen 15-20 Wohneinheiten mit einer Gesamtgeschossfläche von ca. 1900 m2 errichten. Es sollen unterschiedlich große Wohnungen falls möglich mit Schalträumen für Familien-, Paar-, und Singlehaushalte entstehen. Damit wir alle so lange wie möglich selbstbestimmt im Wohnprojekt wohnen können, wollen wir insbesondere für diejenigen, die jetzt schon im Rentenalter sind, möglichst barrierearm bauen. Wir alle empfinden unsere Gruppe mit Menschen vom Kleinkind- bis zum Rentenalter als große Bereicherung. Eine generationsübergreifende Hausgemeinschaft kann der Überforderung junger Eltern mit Care- und Erwerbsarbeit ebenso vorbeugen, wie der Vereinsamung im Alter. Um diesen Aspekt auszubauen, wollen wir gezielt über unsere drei Mitglieder im Rentenalter hinaus weiter nach älteren Mitstreiter:innen suchen.
…. leben und arbeiten
Ein lebendiges Haus und ein lebendiger Stadtteil brauchen Begegnungsflächen, zu denen wir beitragen wollen. Wir wünschen uns eine Werkstatt, einen Gemeinschafts- bzw. Veranstaltungsraum und ein selbstverwaltetes Gemeinschaftsbüro. Eine gemeinsame Werkstatt für Fahrräder und sonstige Bau-/Handwerksprojekte ermöglicht das Teilen von Werkzeug, bietet Raum für Begegnungen und schafft Ausgleich im Alltag. Wir planen Werkstattzeiten für die Nachbarschaft und auch ein offenes RepairCafe wäre denkbar. Der Gemeinschaftsraum soll Aktivitäten wie Kochen, Kino, Feste, aber auch Treffpunkte für Kinder- oder Senioren bzw. Beratungs- und Bildungsangebote ermöglichen.
Viele von uns arbeiten überwiegend zu Hause oder in Gemeinschaftsbüros. Wir werden wie viele andere auch nach der Pandemie nicht zur reinen Präsenzarbeit zurückkehren. Um nicht im Homeoffice zu vereinsamen, aber trotzdem wohnortnah arbeiten zu können, wollen wir ein Gemeinschaftsbüro für uns und andere im Quartier organisieren. Das ist nachhaltig und schafft sozialen Mehrwert, indem es den Austausch fördert. Ein selbstverwaltetes Gemeinschaftsbüro hat gegenüber kommerziellen Co-Working-Flächen den Vorteil, dass die Zusammenarbeit persönlicher und die Nutzung preiswerter ist. Wir stellen uns eine flexible Kombination aus etwa 25-30 Arbeitsplätzen, Zoom-Kabine, einem kleinen Meetingraum und einer kleinen Gemeinschaftsküche vor. Abends oder am Wochenende könnten die Räume von Initiativen, Stadtteilgruppen oder Organisationen genutzt werden. Die Realisierung könnten wir uns entweder als eine dem Wohnen untergeordnete Nutzung in unserem Projekt vorstellen oder außerhalb unseres Hauses, etwa auf dem Baufeld 4 im WRV, wo die IBA Fläche für Co-Working plant, oder auf einem der anderen Baufelder, die nicht nur Wohnungen vorsehen. Dazu sind wir mit der Baugruppe WISL im Gespräch, die sich auf das Baufeld EIQ 17 bewirbt. Zudem stehen wir im engen Austausch mit der Baugruppe Schlickertüte, die ebenfalls einen Co-Working-Space plant und mit der wir uns eine Kooperation vorstellen können. Uns ist bewusst, dass wir diese Gemeinschaftsflächen und Stadtteilangebote nicht alleine realisieren können. Wir haben aber im Gespräch mit anderen Gruppen festgestellt, dass wir mit unserer Vorstellung von einem aktiven Stadtteil nicht allein sind. Wir sind im engen Austausch mit der Baugruppe Glocke, die wie wir von STATTBAU betreut wird, und mit der wir uns vorstellen können, Werkstatt oder Gemeinschaftsraum gemeinsam einzurichten, sofern wir auf demselben Baufeld unterkommen. Zudem stehen wir in Kontakt mit den Baugruppen Genoveva und Schlickertüte, mit denen wir uns eine Zusammenarbeit ebenfalls gut vorstellen können. In der Konzeptphase möchten wir so schnell wie möglich mit weiteren Gruppen, insb. aus dem eigenen Baufeld ins Gespräch kommen, um Schnittmengen zu suchen und gemeinsam so viel Infrastruktur wie möglich für alle zu schaffen.
Wir wollen nachhaltig bauen und wohnen …
Unser Anspruch ist es, ökologisch zu bauen. Wo möglich, wollen wir nachwachsende oder recycelte Materialien verwenden. Zudem planen wir ein klimafreundliches Energiekonzept, möglichst mit der Nachbarschaft, um mehrere Gebäude gemeinsam mit klimafreundlicher Energie kostengünstig versorgen zu können (z.B. integrierte Nutzung von Photovoltaik und anderen innovativen Energieformen). Daneben möchten wir Klimaanpassung im Bau berücksichtigen z.B. Gründach. Wir planen einen gemeinsamen Garten und/oder Dachgarten mit heimischen, insektenfreundlichen Pflanzen, der Artenvielfalt fördert. Unsere Hausgemeinschaft will autoarm bis autofrei leben – unsere Transportmittel der Wahl sind Fahrräder, Lastenräder und der öffentliche Nahverkehr. Wir können uns vorstellen, wenige Autos zu teilen oder den Autobedarf nur über Carsharing und andere Angebote zu decken. Diesbezüglich gab es auch schon erste Gespräche mit Cambio, die sich in Absprache mit der IBA gerne an einem integrierten Carsharing-Konzept für mehreren Baugruppen beteiligen.
… im genossenschaftlichen Eigentum
Wir wollen das Projekt als geförderte Genossenschaft realisieren. Die Entscheidung gegen eine Eigentümergemeinschaft war ziemlich klar. Wir möchten nicht in Wohnungen investieren, sondern als Kleingenossenschaft langfristig bezahlbaren und sicheren Wohnraum schaffen – ohne Gewinnerzielungsabsicht und ohne die Gefahr von Eigenbedarfskündigungen. Zudem haben wir uns entschieden, gefördert zu bauen, um Haushalte mit unterschiedlich viel Einkommen unter ein Dach zu bekommen. Wenn möglich, möchten wir unter dem Dach der Schanze e.G. bauen, mit der wir bereits im Gespräch sind. Alternativ planen wir als Kleingenossenschaft – in diesem Fall werden wir uns darum bemühen, mit anderen Kleingenossenschaften im Quartier eine Dachgenossenschaft auf die Beine zu stellen.